Level up für den eSport

Präambel:

Das kompetitive Spielen von Computerspielen, der eSport, ist ein weltweit wachsendes Massenphänomen und erfreut sich auch in Deutschland großer Beliebtheit: Schon seit 2017 geht man von über 3 Millionen eSport Enthusiasten aus, die selbst eSport ausüben oder eSport-Events zuschauen. Weltweit werden im Jahr 2023 über 640 Millionen ZuschauerInnen von eSport Events erwartet. 

Auf großes Interesse stößt der eSport vor allem bei jüngeren Menschen, für die das gemeinsame Spielen fester Bestandteil ihres digitalen Lebensraums ist. So zeigen aktuelle Erhebungen, dass knapp 70 Prozent aller Jugendlichen sich täglich oder mehrmals in der Woche mit Computerspielen beschäftigen. 

Die gesellschaftliche Bedeutung von eSport zeigt sich auch anhand der wachsenden Anzahl von Organisationen, die eSport in das Zentrum ihrer Tätigkeiten stellen, darunter Vereine, Profiteams, Turnierveranstalter und Hochschulgruppen: Im Jahr 2019 wurden rund 70 Organisationen gezählt, 2022 waren es über 350. Die vergangenen Monate haben außerdem gezeigt, dass bei einer rechtssicheren Anerkennung des eSports eine Vielzahl von Sportvereinen ein entsprechendes Angebot schaffen würde. Die FDP München sieht im eSport eine wachsende gesellschaftliche Größe, die sich durch Offenheit, Vielfalt und Individualismus auszeichnet. Über ihn kommen immer mehr Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen, um ihrer gemeinsamen Passion nachzugehen. Den eSport durch positive Rahmenbedingungen zu fördern und seine Mehrwerte zu heben, ist aus unserer Sicht unverzichtbar für eine moderne Gesellschaft.  

 

Forderungen:

Die FDP München schlägt folgende Punkte vor, um den eSport in Deutschland auf das nächste Level zu heben: 

  1. eSport als Sport anerkennen 

    Der eSport wird in Deutschland immer noch häufig missverstanden, so beispielsweise als bloße Spielerei am Computer abgetan. Permanenter Streitpunkt ist mitunter die Anerkennung des eSports als Sport und die Ermöglichung einer Gleichstellungsentwicklung zum klassischen Sport. Bedingt durch die Ungleichbehandlung entsteht eine Vielzahl an Problemen für Verbände, Vereine und Menschen, die im E-Sport-Bereich aktiv sind.

    Diese historische Ungleichbehandlung ist jedoch aufgrund der aktuellen Entwicklung im Bereich des eSports nicht mehr zu legitimieren. Insgesamt wird eSport in über 60 Nationen von etablierten Verbänden des organisierten Sports anerkannt und teilweise vom Staat gefördert. In Deutschland wird dieser Schritt bislang vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verweigert.

    Für uns ist der eSport, Sport. 

    Wir definieren ferner den eSport nach der Definition des eSports-Bund Deutschland e.V. (ESBD) (https://esportbund.de/esport/was-ist-esport/). Hierbei sind vor allem der Wettkampfgedanke, die eigenmotorische Betätigung und die sportliche Leistung hervorzuheben.
     

  2. Anerkennung der Gemeinnützigkeit für den E-Sport

    Die FDP München fordert die Anerkennung von eSport als gemeinnützige Sportart. eSport ist daher mindestens als gesetzlich anerkannte Fiktion in § 52 Abs. 2 Nr. 21 AO (neben Schach) aufzunehmen.

    Wir befürworten zur Überbrückung zudem, eine Weisung der Länder an ihre jeweiligen Finanzämter, eSport-Angebote als gemeinnützigkeitsunschädlich einzustufen. Jedoch muss langfristig eine hierfür bundeseinheitliche Lösung geschaffen werden.
     

  3. Zusammenarbeit mit dem organisierten Sport

    Mit dem organisierten Sport sollen Synergieeffekte geschaffen werden, insbesondere um den Aufbau von Organisationsstrukturen, Strukturierung von Trainingskompetenzen, sowie sportwissenschaftliche Arbeit und Präventions- und Schutzfunktionen zu ermöglichen und voranzubringen. Zudem kann so effektiv auch Know-How geteilt werden und eine Annäherung zueinander geschehen.
     

  4. Finanzielle Förderung des eSports

    Bund und Länder sollen die Trainerausbildung (C-Lizenz) im eSport durch die Akademie des ESBD fördern, damit möglichst niedrigschwellig neue Kompetenzen erworben werden können. Fundierte Ausbildungen sind besonders wichtig, um die Strukturen hin zu einem organisierten eSport mit Zertifizierungssystem fortzuschreiten.

    Zudem sollen Fördermittel für eSport-Projekte bereitgestellt werden. Als Beispiel für solch eine Förderung kann hier die des Landes Schleswig-Holstein und der Stadt Kiel genannt werden. In Form des Landeszentrums für E-Sport und Digitalisierung Schleswig-Holstein, werden dort Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und Projekte (wie bspw. eine Schulliga) realisiert.
     

  5. Jugendschutzbeauftragte für eSport etablieren

    Im Zusammenhang mit eSports wird immer wieder über das Thema Jugendschutz diskutiert. Für die Frage, ob es sich bei eSport um Sport handelt, ist die Klärung der Jugendschutzaspekte aus Sicht der FDP München nicht relevant. Jedoch sollten Jugendschutzbeauftragte für den eSport selbstverständlich etabliert werden. Der Jugendschutz nimmt im eSport einen wichtigen Platz ein und dessen Einhaltung muss Teil des sicheren eSport sein.
     

  6. Prävention und Sucht

    Durch eine Verbandsstruktur und Setzung von verbindlichen Standards kann eine Suchtprävention besser gewährleistet werden. Dafür braucht es auch Unterstützung, weshalb z.B. etwaige Fortbildungen zu diesem Thema bzw. auch eine Trainerausbildung finanziell unterstützt werden sollen.

 

Der Antrag wurde vom Vorstand der FDP München am 5. Januar 2023 beschlossen.